Die Rute wird neu berechnet

Gleichauf mit den Ohren ist sie sicher das längste und beweglichste Körperteil des Podencos, obwohl an dem eh schon fast alles lang und aus Gummi ist – die Rute!

Entsprechend kann der Podenco mit ihr wahnsinnig viel ausdrücken: das Licht zum Beispiel, denn der Schwanz eines Ibicencos bewegt sich ziemlich genau auf Schalterhöhe. Meine kurzbeinige Canaria ODILE benutzte ihren überlangen Schwanz gerne als Sitzhocker: So blieb der Po trocken, und die Füße hatten trotzdem Entlastung. Evolutionstechnisch sinnhafter ist der Ruteneinsatz bei der Jagd, wenn die Meute lautlos, allein über den Tanz ihrer Ruten, miteinander „abspricht“, wo sich das Kaninchen versteckt hat und wer den nächsten Vorstoß wagt. Bei ihren tollkühnen Sprüngen über die dornigen Büsche der Macchia fungiert sie als Balance-Instrument und Höhenruder und hilft beim Navigieren. Und nicht zuletzt zeigt natürlich auch ein Podenco seine Gefühle mit einem Schwanzwedeln.

Aufgrund ihrer Länge und ihres eifrigen Einsatzes kommt es allerdings gerade bei Podencos allerdings häufig zu Verletzungen des Schwanzendes. Und das hat nicht nur erheblichen Renovierungsbedarf von textilen Autodachhimmeln und gestrichenen Wänden zur Folge, sondern heilt leider auch nicht besonders gut. So zuletzt bei meinem wedelfreudigen SMILODON.


Die Geschichte einer Schwanzspitzennekrose

Anfang Oktober schlug er sich die Schwanzspitze an einer Türzarge oder Schrankkante in meinem engen Hausflur auf. No big deal, dachte ich, es war ja nicht das erste Mal. Aber so eine Schwanzspitze ist extrem schwierig zu verbinden und vor den Selbstheilungsbemühungen speziell dieses Hundes zu schützen. Wir haben alles probiert: Plastikspitzen vom Tierarzt, Klopapierrollen und Poolnudeln schützten nicht effektiv genug vor neuerlichem Anschlagen, geschweige denn vor SMILLOs eigenen Zähnen und Zunge, gegen die nicht mal Kragen oder Maulkorb halfen. Nach einigen Wochen Vor und Zurück wurde die Schwanzspitze schließlich schwarz – sie war abgestorben. Vier Wochen nach der Ursprungsverletzung wurden SMILLO Mitte November deshalb ca. 8 cm Schwanz amputiert. End of tail tale?

Nope. Noch am Tag der OP puhlte SMILLO sich die frische Naht wieder auf, auch wenn das wahrscheinlich nicht der Grund war, warum die Schwanzspitze innerhalb weniger Tage erneut abstarb. Vermutlich hätten wir kurze Zeit später wieder zum Skalpell greifen lassen, wenn sich nicht – womöglich aufgrund der vielen Wochen Verbandsstrapazen – ein Stück schwanzaufwärts zwei weitere Nekrosen gebildet hätten, die Schlimmes befürchten ließen … vor meinem geistigen Auge sah ich den Hund sich schon bis zum After aufribbeln.

Und so haben wir noch etliche Wochen verzweifelt weiter gesalbt und gewickelt und mit passgenauen Antibiotika und ganz harten Bandagen gekämpft. SMILLO gelang es dennoch, sich die tote Spitze selbst zu amputieren; aber die Nekrosen weiter oberhalb, die haben wir ganz aktiv und beinahe unerwartet besiegt. Jetzt, rund 10 Wochen später, bin ich zuversichtlich, dass SMILLOs Schwanz ein gutes Ende finden wird. Er ist zwar jetzt merklich kürzer, aber meine große weiße Abrissbirne wird sicher Wege finden, das zu kompensieren – vielleicht, indem er demnächst gleich mit dem ganzen Hinterteil das Inventar einreißt? Egal, ich freu mich drauf.

Wedel on, SMILLO!



P.S.

Da war ich wohl etwas zu zuversichtlich, im Dezember. Leider starb SMILLOs Schwanzspitze zum Jahresende noch ein drittes Mal ab und musste Anfang Januar 2023 ein zweites Mal – deutlich radikaler – amputiert werden. Und selbst danach dauerte es noch gute 6 Wochen und etliche Laser-Sitzungen, bis wir nun ganz sicher sind, dass das Ende endgültig erreicht ist. Halleluja!

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