Schneller Wohnen mit Hund

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Es gab eine Zeit, da hab ich schöner gewohnt. Sogar mit Hund. Fast so wie in dem Vorzeige-Bilderbuch von 2011 („Wohnen mit Hund“, Callwey-Verlag), in dem Schauspieler, Adelige und andere Besserwohner ihre Designerkörbchen zur Schau stellen.

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Damals hatte ich allerdings auch nur ein oder zwei wohlerzogene Podencos, und vor allem nicht laufend neue Pfleglinge, die frisch aus einer Zwingeranlage im Süden Mallorcas direkt auf meine geölten Eichendielen und das elfenbeinfarbene Flexform-Sofa gebeamt wurden. Spätestens als ich, der gewachsenen Hundezahl wegen, in ein Häuschen mit Garten am Stadtrand zog und mein Leben mehr und mehr einem Rupert-Fawcett-Cartoon (https://www.facebook.com/OffTheLeashDailyDogCartoons) zu gleichen begann,

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musste ein neues Wohnkonzept her. Ich nenne es:

Schneller Wohnen – menschengerecht leben trotz Hund.

Hunde sind Allesfresser, sagt man. Inzwischen weiß ich: Das bezieht sich nicht nur auf Verdauliches, sondern auf … alles eben. Besonders gern fressen sie zum Beispiel Zeit. Sie „fressen“ aber auch saubere Oberflächen, manchmal mitsamt Oberfläche. Und nicht zuletzt verschlingen sie jede Privatsphäre, wenn man sie lässt – wer schon mal versucht hat, die Toilettentür hinter sich und vor dem Hund zu schließen, weiß, was ich meine. Mit einem großen, womöglich wechselnden Rudel neben dem Fulltime-Job braucht es also viel Zeit, Geld, Nerven – und gute Ideen, um wenigstens noch ein wenig von all dem für sich zu behalten.

Hier kommen nun meine ultimativen, teuer bezahlten Tipps für minimierten Reinigungsaufwand bei maximiertem Werterhalt des Mobiliars und überhaupt für ein würdiges Restleben neben dem Hundemutterdasein. Die Kriterien für jede meiner Empfehlungen sind dabei:

  • Pflegeleichtigkeit (gegen Haare, Dreck, Kotze & Co und Zeitverschwendung)
  • Widerstandsfähigkeit (gegen Verbiss und Verkratzen)
  • Geringe Kosten (gegen den Pleitegeier)
  • Erträgliche Optik (gegen Augenplaque)

Türen

Vertrauen (in die eigene Erziehungsarbeit) ist gut, Türen sind besser: Ich glaube an unverrückbare Grenzen! Mein Häuschen, dessen weitgehend türloser Charme mich ursprünglich in seinen Bann zog, ist heute von einem ausgeklügelten Schleusensystem aus halbhohen „Stalltüren“ durchzogen, das die Hunde wahlweise auf dem Weg zur Haustür, von der Haustür in die Wohnräume, vom Garten in den Wohnraum, zum Esstisch, zur Küche, zum Obergeschoss oder auch zueinander ausbremst. So sichere ich das Überleben von Haustür, Lebensmitteln, hundescheuen Handwerkern und anderen Gästen und manchmal auch das der Hunde selbst 😈

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Kleiner Nachteil dabei: Türen sind meist aus Holz; Hunde mögen keine Türen, Holz dafür umso mehr. Zusammen führt das gelegentlich zu Lochfraß. Deshalb zieren Edelstahlkanten nicht nur die Solldurchbruchstellen meiner Türen; auch Küchenblock und Fensterrahmen sind an den interessantesten Stellen inzwischen damit verstärkt.

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Der kriminellen Kreativität der Köter muss man aber auch weiterhin immer eine Nasenlänge voraus bleiben. Klinken hochstellen oder Abschließen sind für Anfänger; gegen Cleverles und Klettermaxe wie diesen hier

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empfehle ich Riegelverschlüsse, Karabiner und leere PET-Flaschen als automatische Warnschuss-Anlage 😈

Böden

Ewige Dankbarkeit verbindet mich mit dem Vorbesitzer meines Häuschens für den beige marmorierten Travertin-Natursteinboden in den Wohnräumen (für den schwarzen Granit anderswo könnte ich ihn allerdings erwürgen). Der Travertin hat eine wunderbare Maserung, die fast alles an schlammfarbener Gemengelage aus Haaren, Sand, Erde und Schlimmerem verzeiht. So viel verzeiht sogar, dass ich beim Wischen gerne mal einen Fleck übersehe, weil er so „natürlich“ aussieht. In solchen Fällen drängt sich mir die Frage auf, wie wohl die  Maserung vor Millionen Jahren mal entstanden ist … aus Dino-Kotze?? Lieber nicht drüber nachdenken – obwohl so’n bisschen caniner Auswurf sich im Verhältnis gleich gar nicht mehr so schlimm ausnimmt 😎

Hatte ich übrigens erwähnt, dass ich das Putzen inzwischen weitgehend outgesourcet habe? Nein, ich habe keine Putzfrau. Die „Perlen“, die ich regelmäßig vor die Hunde werfe, heißen Roomba und Scooba (http://www.irobot.com) und saugen und wischen mir schon seit einiger Zeit hilfreich zur Seite. Sie leisten wirklich solide Arbeit – nur gegen dickere Schlammschichten habe ich inzwischen aufgerüstet mit einer Kärcher Scheuersaugmaschine br 30/4. Wie durch Butter fräst sie sich durch die Dreckkrusten, und das, ohne den Dreck nur von links nach rechts zu schubsen oder meinen Rücken zu belasten. Danach noch kurz die Ecken und Engstellen kontrollieren – fertig. Nur Staubwischen und Aufräumen muss ich leider noch selbst.

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P.S.  Regenbedingter Schlammassel, den die Hunde im hiesigen Winterdreivierteljahr  🙄 aus dem Garten mit ins Haus tragen, lässt sich übrigens ganz gut reduzieren, indem man auf den ohnehin graslosen Einflugschneisen Kunstrasen verlegt: Damit sind die Pfoten wenigstens nur noch nass.

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Teppiche

Erfahrungsgemäß werden Neuankömmlinge – Hunde, Möbel und auch Fußbodenbeläge – vom Bestandsrudel umgehend auf Qualität geprüft. Meine letzten Versuchsteppiche waren daher in kurzer Zeit an den Kanten aufgeriffelt, teilgerupft und/oder fleckig. Mein Tipp: Kuhfelle! Kurzhaarige, versteht sich, und am besten gebraucht und günstig auf ebay geschnappt (natürlich aus tierfreien Haushalten; wer weiß, welche Altlasten man sich sonst ins Haus holt 😎 ). Angekaute Ecken lassen sich daran mit der Nagelschere ganz schnell und unauffällig wieder rund schneiden. Mit der Zeit und Zahl der Waschgänge (nach etwaigen Malheurs) verlieren sie ihre Haare, aber was soll’s – Einrichtungsgegenstände im Erdgeschoss habe ich schon lange von Ge- auf Verbrauchsmaterial umgebucht; ich versuche nur noch, ihre Nutzungsdauer zu maximieren.

Übrigens: Da die meisten Hunde ihre Bedürfnisse am liebsten auf grasähnlichem Boden erledigen, suchen sie im Indoor-Notfall die Nähe der nächsten Außentür und benutzen vorzugsweise Teppichartiges. Deshalb rate ich, nicht an der Qualität der Fußmatten zu sparen! Nur die aus Naturkautschuk und reiner Baumwolle sind kochfest, enorm saugfähig und tun mir so schon seit Jahren großartige Dienste (z.B. von http://www.szauberlaufmatten.de/Construct/SZauberlaufmatten.html). Es sei denn, man kauft aus Versehen eine Größe, die nicht mehr in die Waschmaschine passt 😡

Wände

Er ist der Alptraum eines jeden sauberkeitsliebenden Hundehalters – der unvermeidliche Schüttler, unmittelbar nachdem Lumpi aus dem Regen wieder ins Haus getreten ist. Eine Sekunde schütteln, 10 Minuten putzen, weil der Dreck bis an die Decke gespritzt ist.  Für die Decke habe ich noch keine Lösung, aber Wände lassen sich doch ganz gut schützen: Latexfarbe in Erdtönen ist ein Anfang, abwaschbare Tapete, Wandschutzfolie (z.B. http://www.szauberlaufmatten.de/)  und Elefantenhaut die nächste Steigerungsform auf dem Weg zum vollverfliesten, kärcherfähigen Wohnraum. Aber so weit möchten wir bitte nie gehen müssen 😯

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Fenster

Schon mal versucht, dem Hund den geliebten Blick auf Passanten, Katzen, Vögel und andere bewegte Objekte durch Rollos oder Vorhänge zu nehmen? Keine gute Idee … Hausfrieden und Fensterdeko hängen bei mir erst wieder gerade, seit ich auf kleberfreie Sichtschutzfolie (http://www.ifoha.com/de/fensterfolien/abnehmbare-sichtschutzfolie-ohne-kleber-wiederverwendbar.html) umgestiegen bin. Allerdings nur bis auf Hundeaugenhöhe, damit ich selbst noch etwas sehe mrgreen

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Auf wundersame Weise erledigt sich damit übrigens auch das Problem mit den Morsezeichen auf dem Glas.

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Hundebetten

Als Pfötchenmuster-Allergiker hatten Standardkörbchen von Fressnapf & Co. seit jeher keine Chance auf Einzug in mein Heim. Einen Rest Stil beanspruche ich halt auch umgeben von Hundebetten noch für mich. Wie man den am schmerzfreiesten bewahrt, erschloss sich mir allerdings erst im Laufe der Zeit. Meine Erkenntnisse in Kurzform:

    • Wagenfarbe schlägt Wunschfarbe

Bei automobilen Stoßfängern habe ich das mit der Lackierung in Wagenfarbe nie verstanden; für hündische Pufferzonen macht es aber durchaus Sinn: Wer helle Hunde hat, sollte nicht nur beim Fußboden, sondern auch bei allen Textilien auf verwandte Töne setzen!

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    • Abwaschbar schlägt waschbar

Ein Hoch auf Kunstlederbetten! Einmal kurz abwischen ist 1000mal schneller und billiger, als den Bezug abzunehmen, in die Waschmaschine zu stecken, zu trocknen und wieder aufzuziehen.

Übrigens sind auch Kuhfellbetten eine ebenso pflegeleichte, wenn auch nicht ganz billige Idee. Oder – für leidenschaftliche Höhlenhunde – eine solche, selbst präparierte Wohntruhe, die von oben leicht zu bestücken und zu reinigen ist und gleichzeitig als Beistelltisch dient:

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    • Eckig schlägt rund

Je weniger Bodenfläche offen liegt, desto weniger Bodenfläche muss man putzen 😉

    • Fest schlägt lose

Merke: Wo kein Kissen lose ist, kann sich kein Sand oder Haar darunter sammeln. Und wo ein kuschliger Bezug (auf dem Kunstlederbett) dank Reißverschluss oder Gummizug straff auf dem Kissen sitzt, muss man nicht nach jedem Nestbau wieder alles neu drapieren.

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    • Flach schlägt hoch

Ein hoher Rand ist schön für die Hunde, aber bitte ohne vorstehende Ecken, die geradezu zum Ankauen einladen.

Und wenn’s dann doch passiert ist – dann näht mir die weltbeste Tanja, eigentlich Spezialistin für wundervolle Hundehalsbänder (www.la-ni-ca.net), sehr dekorative neue Lederecken:

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    • Schaumstoff schlägt Styropor

Schon mal versucht, Styroporkügelchen oder Federn aufzusaugen? Need I say more?

Regeln muss man auch mal brechen dürfen, und so bin ich vor kurzem beim genauen Gegenteil meiner obigen Empfehlung schwach geworden – rund, textil und einfach ein Traum (die Cosybeds von http://www.dogs-inn.de). Die obligatorischen Schadensfälle wie Risswunden oder ein Bad in blauem Fischöl hat es bisher, dank sofortiger Not-OPs, noch einigermaßen überlebt … ich bin gespannt 😕

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Sofas und Sitzmöbel

Nach dem endgültigen Untergang des bereits erwähnten elfenbeinfarbenen Sofas und anderer geliebter Sitzmöbel 😥

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bin ich auf Nummer Günstig gegangen:  Eisenbetten von ebay, an denen sich jeder jugendliche Schadnager gern die Zähne ausbeißen darf, in der Regel aber nicht tut. Darauf eine günstige Matratze, mit Kunstlederüberzug (vom Autopolsterer) natürlich, Fleece-Spannlaken, ein paar mit alten Decken gefüllte 2-Meter-Sandsäcke als Rückenstütze – fertig ist das robusteste, pflegeleichteste und billigste Hundesofa der Welt. Weiterer Riesenvorteil: Die hohe Bodenfreiheit der Eisenbetten macht das Putzen darunter für die Robbis und mich ganz bequem.

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Besonders schön sind sie allerdings nicht 🙄  Zum Ausgleich ergänze ich das Eisenbettensemble mit gebrauchten Stil-Sesseln (nach ähnlichen Kriterien ausgewählt wie die Hundebetten) von Ebay. Die sind oft auch nicht teurer als ein günstiges Hundebett, die Hunde lieben Sessel, und ich hab daheim eine individuelle Note.

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Big Mother

Fast hätte ich das Wichtigste vergessen:  Als deutlich lebensverlängernd für Möbel und Nerven hat sich die Installation einer IP-Kamera erwiesen!  Entwickelt wurden die mal, um Einbrecher zu überführen. Einbrecher wollen schon lange nichts mehr von uns :mrgreen:  – ich stelle stattdessen Möchte-gern-Ausbrecher in flagranti oder vereitle sonstige Frustabbauversuche. Sprich, Big Mother is watching, insbesondere die temporären Rudelmitglieder, von überall übers Handy; so weiß sie genau, wer wann Stress hat oder macht und kann zumindest verbal einschreiten (und mittelfristig andere Maßnahmen ergreifen) … grandios!

Refugium

Mein letzter Überlebenstipp für heute: Sich ein persönliches Refugium zu schaffen und zu bewahren!

Für manche mag das das Schlafzimmer sein. Wer aber wie ich die schönen Seiten (neben den Rückenschmerzen) von Hunden im Bett schätzt

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und diese regelmäßig mit ins Schlafzimmer nimmt, wird sich schwertun, ihnen das im Bedarfsfall von jetzt auf gleich wieder auszureden. Und kratzende, jaulende Hunde an der Tür sind eine harte Belastungsprobe für frische Paare.

Ich jedenfalls habe meine Lehre gezogen – und das Obergeschoss zur Tabuzone für Hunde erklärt (zugegebenermaßen erst, nachdem einer das nagelneue Parkett markiert hatte). Dorthin nehme ich nun nicht so hundeaffine Gäste mit; dorthin habe ich die überlebenden Möbel- und Dekostücke von Wert gerettet, wo sie neben Porzellanvasen und anderen schönen Überflüssigkeiten verstauben dürfen; und dorthin rette ich mich selbst, wenn ich mal Kurzurlaub vom Hund brauche.

Mein finaler Traum …

… für ein menschengerechtes Wohnen mit Hund ist in unserem aktuellen Heim allerdings nicht zu verwirklichen: Ein separater grooooßer Hundeeingangsraum, zugänglich von Garten und Straße, mit gekachelten Wänden, begehbarer Hundewanne, Infrarot-Wärme-Trocknung, Ruheliegen und weiteren Wellness-Einrichtungen für die Lieben und natürlich einem Einbau-Kärcher … Träumen darf man ja.

Odile lounget

12 Gedanken zu “Schneller Wohnen mit Hund

  1. Aus dem Schmunzeln und Kiichern nicht mehr rausgekommen: was bin ich froh, nach 40 Jahren mit Whippets, Azawakh, Afghanen und hin und wieder Salukis zu lesen, daß es auch anderen nicht anders geht!
    Danke, Iris

  2. Pingback: Lesenswert: Abbruchsignale, Impulskontrolle und Frustrationstoleranz | Whippets de Lobito Azul

  3. Verkaufe gut erhaltene Ledercouch, Galgo proved und durchaus noch zum sitzen (für Menschen) geeignet. Rechts diverse Löcher, Füllung entfernt und selbst der beste Sattler hat schon dankend abgewunken, wenns um Lederflicken ging. Nein ernsthaft, hab mich köstlich amüsiert und werde mir wohl auch ein Eisenbett für die Bande zulegen 🙂

  4. Bin zufällig auf dieser Seite gelandet und habe bisher noch keinen Hund – was sich ja vielleicht mal ändert… nach diesen genialen Hinweisen freue ich mich schon auf den Spaß! 🙂 Mußte laut Lachen…. du hast offensichtlich deinen Humor nicht verloren bei all dem! Oder ist das der letzte Rest an „Überlebensstrategie“ 😉 Wirklich super geschrieben….
    Alles Gute für Dich!

  5. Einfach wunderbar. Ich musste immer wieder kräftig schmunzeln.
    Wenn du ein Buch draus machst. Ich kaufs mir ganz bestimmt. 🙂
    Knuddels für die Hunde, ohne die es deine geistreichen, mit einem Hauch feiner Ironie durchzogenen Geschichten gar nicht gäbe.
    Ich freu mich schon auf MEHR.
    Liebe Grüße

  6. Pingback: Die Mehrhunde sind los | Welcome to Podifee's Blog.

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