Frau N. stellt gleich – oder: Wie gendert man Podencos?

Das Sternchen können wir uns bei diesen Fellen vermutlich sparen, aber müsste es, korrekt gegendert, eigentlich HundInnen oder HündInnen heißen, hab ich mich neulich gefragt?

Ich will mich nicht lustig machen über die Genderisierung der deutschen Sprache, die sich zuletzt in den Medien so breit gemacht hat. Aber wenn das wichtig, politisch gewollt und korrekt ist, dann sollte man es womöglich auch für die HundInnen-Szene verwenden? Denn auch dort wird nach Geschlecht diskriminiert, und nicht zu knapp!

De facto dominiert schon bei den HundInnenhalter*Innen seit jeher das weibliche Geschlecht – und wird nun endlich auch sprachlich berücksichtigt. Treiber bei der Anschaffung von VierbeinerInnen ist nämlich in der überwiegenden Zahl eine Frau, würde ich wetten, SingleIn(??) oder nicht. Ähnliches gilt für HundInnentrainer*Innen, HundInnenphysiotherapeut*Innen oder HundInnensitter*Innen.

Und der geschlechtliche Bias macht vor den Tieren (jippieh, endlich ein sächliches Nomen!) nicht Halt. Bei den Podencos (oh je, wie gendert man eingedeutschtes Spanisch??) fängt es schon im Ursprungsland an: Spanier*Innen jagen bevorzugt mit Hündinnen; Rüdenwelpen sind oft ungewollt und landen allen anderen voran im Tierschutz. Bei der Vermittlung nach Deutschland setzt sich das fort: Meiner Erfahrung nach sind Hündinnen bei den Deutschen(??) deutlich beliebter: Rüden, selbst wenn kastriert, haftet noch immer der Makel des Machogehabes und Markierens an. Auch bei denen, die sich in der Zucht engagieren wollen, sind Hündinnen naturgemäß viel beliebter. Anders herum habe ich es nur in Indien erlebt: Dort gelten dieselben Vorbehalte wie gegen weibliche Babies auch gegen weibliche WelpInnen, die nur schwer ein Zuhause finden. Mit der Genderisierung würden sie alle, gleich ob bevorzugt oder benachteiligt, auf einmal sichtbarer.

Aber bringt es uns in der Gleichstellung – von Tier oder MenschIn (??) – wirklich weiter, wenn wir geschlechtliche Unterschiede in absolut jeder Erwähnung hervorheben? Ach, ich gebe es zu – ganz grundsätzlich verstehe ich die gute Absicht des Genderns, aber die sprachliche Umsetzung treibt mir oft die Tränen in die Augen und einen Knoten in die Zunge. Sternchen und In-Endung sind ja nur der Anfang! Sobald Personal-, Possessiv- oder Relativpronomen in den Kontext kommen, wird es komplett unübersichtlich, unaussprechlich, unleserlich und manchmal unsinnig. So mag ich nicht schreiben oder gar sprechen müssen. Und nicht nur, weil ich mich selbst noch nie ausgesprochen unangesprochen gefühlt habe mit der generisch männlichen Form von bspw. Studenten, BWLern, Bürgern oder Wählern, habe ich so meine Zweifel, ob wir Frauen und * uns mit dem aktuellen Genderisierungswahn einen Gefallen tun. Schlauere Köpfe als ich haben solche Bedenken schon lange vor mir wunderbar auf den Punkt gebracht, zum Beispiel Nele Pollatschek im Tagesspiegel.

Jaja, könnte man sagen, die Engländer*Innen, die Pollatschek da anführt, haben es ja auch leicht mit nur einem sächlich-neutralen Artikel für alle Nomen in der Elternsprache (soviel Fairness muss sein); nach Geschlecht differenziert wird dort nur, wenn es inhaltlich absolut Not tut. In der deutschen Sprache ist die Grundform hingegen leider meist die männliche. Dennoch: Indem man eine Gesellschaft sprachlich mit jedem fünften Wort gewaltsam in zwei bis drei Lager spaltet, ob es nun was zur konkreten Sache tut oder nicht, macht man die realen Klippen zwischen diesen Untergruppen ganz offensichtlich nicht kleiner; das lässt schon die „Theorie der Sozialen Identität“ erahnen. Ein Bär*Innendienst, sozusagen.

Gendern wie die Hundymuttis

Deshalb war ich begeistert, als ich vor ein paar Tagen im Spiegel über das „Entgendern nach Phettberg“ las – eine denkbar einfache Methode, die deutsche Sprache geschlechtsneutral umzubauen, indem man einfach ein „y“ an den Wortstamm hängt und dem Ganzen den sächlichen Artikel verpasst, mit dem sich dann alle angesprochen fühlen können. Das erspart unendlich viele Sternchen, Doppelpunkte, Schrägstriche und andere Stolperfallen im Lese- und Sprachfluss.

Und am Ende ist es ohnehin nur das, was ich und so viele andere meiner sozialen Unteruntergruppe (Frau und HundInnenhalterin) schon lange ganz intuitiv praktizieren: “Das Hundy“ klingt zwar ein bisschen niedlich, ist aber in Hundyhaltykreisen schon immer geschlechtsneutral und weit verbreitet! Ja, ich denke, so werde ich es von nun an halten. Mein Problem mit den „Podencys“ hat sich auf diese Weise dann auch ganz einfach gelöst 😉

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