Du spielst mit dem Gedanken einen Podenco zu adoptieren; du weißt nur noch nicht, was für einer es genau werden soll? Und unterscheiden kannst du die vielen Podenco-Rassen auch noch nicht treffsicher? Dann hilft dir vielleicht die folgende Kaufberatung ein wenig weiter! Ich habe sie nach bestem Wissen, auf Basis meiner bescheidenen Erfahrung und, wie fast alles auf dieser Seite, mit einem Augenzwinkern verfasst.
Im Grunde gibt es ja nur zwei große Entscheidungskriterien, bei der Hundeauswahl genauso wie bei der Partnerwahl: Das Eine ist die Optik; das andere das Wesen und Verhalten.
Wenn du jetzt schon weißt, dass es ein Podenco werden soll, der demnächst die Hauptrolle in deinem Leben übernehmen wird, dann magst du höchstwahrscheinlich schon mal eher den schlanken, sportlichen Hundetypus mit langer Nase, Stehohren und langer Rute. Und mit Jagdtrieb und Schwererziehbarkeit hast du offenbar grundsätzlich auch kein Problem. Sehr gut!
Bleiben optisch also nur die Feinheiten wie die genaue Fellfarbe und -beschaffenheit (also die sagenhafte Auswahl zwischen etwas mehr oder etwas weniger rot, und kurzem oder etwas weniger kurzem Fell 😉 ) und vor allem die Beinlänge zu entscheiden.
Mit der Beinlänge korreliert offensichtlich eng die Rasse. Ich hab deshalb mal einen detailgetreuen Überblick 😎 über die Podenco-Rassen skizziert, die im Tierschutz am häufigsten vorkommen, weil sie – Überraschung – auch die verbreitetsten sind:

Podencos werden aber quasi an jeder dritten spanischen Hausecke – abhängig von Terrain, Beutetieren und persönlichem Geschmack des Jägers/Züchters – in einer anderen Variante gezüchtet. Da stößt man bei der Recherche schnell auf so klangvolle Begriffe wie Enano, Malagueno, Orito, Campanero, Valdueza, Xarnego zuzüglich Zusätzen wie grande/medio/pequeño, fino oder sedeño uvm. Die kann ich zum Teil selber nicht auseinanderhalten, geschweige denn dass sie offiziell als Rasse anerkannt wären, deshalb beschränke ich mich an dieser Stelle lieber auf die groben Zusammenhänge. Also zurück zur Beinlänge …
Über die Beinlänge deines künftigen Lebensgefährten solltest du besser nicht nur anhand deines Schönheitsideals entscheiden, sondern diese z.B. auch von deiner Wohn- und Lebenssituation abhängig machen: Muss der Hund viele Treppen laufen? Was sagen Vermieter oder Hausordnung? Bist du bereit, einen Sachkundenachweis zu erbringen? Wärest du kräftig genug, einen 30 kg-Hund im Jagdmodus zu halten? Und bietet deine Wohnung einen ausreichend großen Wende- und Wedelkreis für einen Ibicenco? Mit der langen Rute räumen sie nämlich gerne mal versehentlich die Anrichte ab, und mit der Schnauze sind sie ziemlich genau auf Höhe der Tischkante und damit deines unbeaufsichtigten Frühstücks.
Ebenso wichtig zu bedenken (und womöglich der einzig originäre Gedanke in diesem Text 😉 ) :
Die Beinlänge hängt nicht unwesentlich mit dem Wesen des Hundes zusammen!
Ich hab dazu mal was vorbereitet 😎 :

Ist natürlich starker Tobak, entspricht aber dennoch weitestgehend meiner langjährigen Erfahrung.
Das Unangenehme zuerst:
- Je kleiner, desto unzuverlässiger funktioniert das mit der Stubenreinheit, leider.
Gilt sicher nicht für alle, aber doch in der Tendenz. Kleine Hunde neigen weitaus häufiger zu Stresspieseln und können offenbar generell weniger lang einhalten. Kleine Blase, höherer Druck 😎 - Je kleiner, desto lauter!
Im Grunde ist es wie bei den Menschen: Die Kleinen werden schnell übersehen, deswegen stellen sie sicher, dass sie nicht überhört werden 😉 Bei den Manetos oder kleinen Andalusiern zum Beispiel kann man sich deshalb getrost den GPS-Tracker sparen: Selbst wenn sie jagenderweise mal durchbrennen – man hört immer, wo sie gerade sind. Türklingeln erübrigen sich ebenfalls: Der Maneto schlägt eh schon vorher an. Unterhaltungen in der Haustür mit dem Briefträger oder Nachbarn sind fortan nur noch in Zeichensprache möglich. Ibicencos hingegen hört man im Haus so gut wie gar nicht; zur Einbrecherabwehr taugen sie daher nur beschränkt. - Je kleiner, desto lieber liegen sie gestapelt.
Und sie brauchen das auch! Kleine Podencos sind wahnsinnig verschmust. Sie brauchen viel Körperkontakt und liegen in allen möglichen und unmöglichen Positionen übereinander oder werfen sich wie Rucksäcke auf die größeren Hunde. Aber auch mit ihren Menschen schmusen sie unwahrscheinlich gerne. Dabei eignen sich gerade die Manetos anatomisch hervorragend als Wärmflasche: Die Rumpflänge passt in Embryonalstellung (des Menschen) optimal zwischen Kinn und Hüfte, und die kurzen Beinchen sind dabei selten im Weg. Dazu sein wohliges Grunzen und wunderbarer Eigengeruch … wundervoll! Kann ich nur empfehlen.
- Je kleiner, desto irrer.
Der Grad des allgemeinen Wahnsinns verhält sich IMHO umgekehrt proportional zur Schulterhöhe. Das gilt insbesondere für die kleinen Andalusier, die fast ausnahmslos komplett irre sind.
Ausreißer aus der Linearität meines Arguments sind allenfalls die Canarios! Die gehören trotz ihrer relativen Größe zu den durchgeknalltesten Hunden, die ich je kennengelernt habe. Für einen jungen Canario braucht es starke Nerven und besonders viel Humor.
Meine Theorie dazu: Canarios kommen aus einem besonders kargen Umfeld, sie jagen auf sehr unwegsamem vulkanischen Terrain und stammen oftmals aus extrem mieser Haltung. Das hat sie sehr schmerzfrei und unabhängig gemacht, und so sind sie sehr hart im Nehmen geworden – und im Geben 😉
Ich selbst habe mich bisher nur an eine einzige Canaria gewagt, genauer gesagt eine Enana del Hierro (also eine in ihren Dimensionen ganz normale Canaria, nur mit zu kurzen Beinen) – und sie hat mich in den ersten Jahren wahnsinnig gemacht, äh gefordert: Jahrelang war der Gartenzaun Gegenstand massiven Wettrüstens zwischen uns; ohne sie das Haus zu verlassen lief unter dem Arbeitstitel „spanisches Roulette“ (soll heißen, du weißt, wenn du nach Hause kommst, ist irgendwas kaputt; du weißt nur noch nicht was), und an der Leine gab es nur 0 oder 1, also 1. Allerdings liebe ich sie dafür bis heute ganz besonders. - Je länger die Beine, desto größer ist auch der Wohlfühlradius.
Von knapp oberhalb der Grasnarbe übersehen die kleinen Manetos, bei allem Arbeitseifer, auch mal potenzielle Beute, weil ihnen einfach der Überblick fehlt. Oder sie haben keine Lust, sich mühsam durch das Dickicht zu schlagen, über das der Ibicenco mit Leichtigkeit hüpft. Deshalb sind sie grundsätzlich etwas leichter in einem akzeptablen Radius zu halten und zu kontrollieren. Ein nicht zu verachtender Vorteil! Und wenn man ganz viel Glück hat, dann sind ihnen schon Kaninchen und Hasen als Beutetiere zu groß, und sie fokussieren sich auf Mäuse. Es gibt allerdings auch nicht wenige Zwerge, die würden es ohne zu zögern mit Wildschweinen oder Elchen aufnehmen. Also bitte nicht drauf verlassen!
Die großen Ibicencos sind dagegen in der komfortablen Position, bis zum Horizont schauen zu können – und bis dahin rennen und springen sie gegebenenfalls auch, wenn das Wild lockt. Dann muss man als Halter seinen Titel sehr Ernst nehmen – und die Leine gut festhalten. Andererseits muss man ihnen aber natürlich auch mal eine sichere Möglichkeit verschaffen, sich die langen Beine zu vertreten, und die ist nicht immer einfach zu finden.
Ihr seht – die Zwerge wie die Riesen und alles dazwischen hat Vor- und Nachteile, die es abzuwägen gilt. Ich selbst konnte mich nie entscheiden und habe deshalb von allem etwas.
P.S.
Noch viel entscheidender für das Verhalten des Podencos als die Beinlänge und Rassezugehörigkeit sind übrigens ganz andere Faktoren. Weil ich schon mal danach gefragt wurde: Die Fellfarbe und -länge gehören nicht dazu! Kuhgefleckte Podencos sind nicht jagdtriebiger als „classic reds“ oder weiß gesprenkelte. Und auch das Geschlecht macht bei Podencos keinen größeren Unterschied als bei anderen Hunderassen (Hündinnen sind nicht durchweg jagdtriebiger), zumal Hunde aus dem Tierschutz in der Regel kastriert sind und sich damit schon viel relativiert.
Nein, es ist, neben seinen ganz einzigartigen Anlagen und Wesenszügen, vor allem das Alter und die Qualität seiner Sozialisierung, die das Verhalten eines einzelnen Podencos bestimmen! Deshalb – und das ist mein Rat – mehr als auf alles Optische schaut darauf, dass Euer Podenco in Alter, individuellem Wesen und Prägung zu Euch, Eurem Leben, Euren Erwartungen und Eurer Belastbarkeit passt. Denn glücklich werden immer nur beide zusammen, Hund und Halter, nie nur einer von beiden.
Schöner Text 😊
Ich habe eine schwarze Podenca. Ihre Geschwister sahen alle nach typischen Podencos auf, nur sie hat eine außergewöhnliche Fellfarbe. Ihr Erzeuger hat sich auch nicht vorgestellt, was da wohl noch drin steckt…
Wir nehmen auch regelmäßig Podencos als Pflegehunde auf. Sehr spannend, wie unterschiedlich sie sein können. Aber eines haben sie alle gemein: auf ihre Art und Weise sind sie alle toll und ausgesprochen liebenswert!
Ich freue mich über jeden neuen Beitrag!
Wieder ganz toll geschrieben!
Nach mehreren Ibicencos kam unsere erste Canaria 🙄und ja, es ist definitiv ein riesiger Unterschied! Sie ist definitiv durchgeknallter und bekloppter in allen belangen. Auch die Erziehung ist anstrengender und erfordert mehr Geduld als beim Ibicenco. Was sie aber mit einem unglaublichen Charme wieder ausgleicht. Nichts desto trotz sollten starke Nerven, unheimlich viel Geduld und ein gefüllter Geldbeutel vorhanden sein. Denn der Nachkauf so einiger Gegenstände im Haushalt, Hundeschule (Einzeltrainig) und so manch Besuch beim TA lassen nicht lange auf sich warten.
Ob nun die Qualität des Fells sich auf den Charakter auswirkt? Hmm, bei uns hat sich die Rauhaaribicenca als am ruhigsten und am zuverlässigsten hergestellt. Ob dort nun ein Zusammenhang besteht? Vielleicht.
Super toll geschrieben. Ich lese die Artikel zum Abspannen.
Was die Erziehung angeht, muss ich jeden Tag die gleiche Routine starten: wir warten an der Tür, wer bis zur Treppe vorrennt, darf wieder zurückkommen. Die Hunde, die erst überredet werden müssen, mitzukommen (Kälte, Schnee, Regen), bleiben brav in der Nähe und hauen nicht ab, weil sie unbedingt noch irgendwo schnell vorbei schauen müssen. Wieder geschafft, ein Öhrchen zurück zu drehen! Ganz super! Alle Hunde sind ruhig und sind d’accord. Wir können jetzt losgehen.