Vor einigen Monaten schrieb ich einen Artikel für eine Hundezeitschrift über das neue Tierarzneimittelgesetz, das Ende Januar in Kraft trat. Mit diesem Gesetz bzw. der zugrundeliegenden EU-Verordnung wurde die Zahl der für Haustiere verfügbaren Antibiotika stark eingeschränkt, um die Bildung von Resistenzen zu kontrollieren und, vor allem anderen, Menschenleben zu schützen. Mein Fazit damals: Das ist gerade noch mal gut gegangen. Mit einer beispiellosen Petition hatten Tierärzte nämlich darum gekämpft, dass bisher in der Tiermedizin gängige und unersetzliche Wirkstoffe wie Enrofloxacin unter gewissen Bedingungen weiterhin eingesetzt werden dürfen. Ich ahnte nicht, dass genau das meine ODILE das Leben kosten würde.
ODILE war alt und sehr krank, ja. Seit eineinhalb Jahren litt sie, unter anderem, an einer verkapselten Lungenentzündung, die nicht zu heilen (außer theoretisch durch die Entfernung eines Lungenflügels), aber mit ebendiesem Enrofloxacin über so lange Zeit recht gut in Schach zu halten war. Vor ca. 10 Tagen ging mein Vorrat zur Neige, und die Tierklinik weigerte sich, wegen der neuen Gesetzeslage, mir die Tabletten weiterhin zu verkaufen. Wie ich befürchtet hatte, nahm die Entzündung schnell wieder Fahrt auf, und ODILE landete bald mit akuter Atemnot in der Notaufnahme. Dort hätte man ihr das ersehnte Mittel geben dürfen – aber nur für kurze Zeit, stationär, um sie wieder zu stabilisieren. Eine Tablettenabgabe für Zuhause lehnten die Ärzte weiterhin ab, so sehr ich auch bettelte – verständlich, leider, denn sie hätten ihre Approbation riskiert.
Und so ist meine unvergleichliche und unersetzliche ODILE eines der ersten Opfer dieses neuen, von Tierhaltern wie -ärzten verhassten bürokratischen Monsters, das einen Speziesismus festschreibt, der mich ankotzt. Mit welchem Recht … ??? So oder so widerspricht es dem „One Health“-Prinzip: Die Gesundheit von Umwelt, Tieren und Menschen ist eh untrennbar verbunden. Was man bei dem einen verbockt, hat mit Sicherheit auch Auswirkungen auf alle anderen.
Ich kann es noch immer nicht fassen. Mein wunderbares, einzigartiges Otterchen ist nicht mehr da. Mit ihrem selbst für einen Enano del Hierro furchtbar verbauten Körper – eigentlich war an ihr alles zu lang und/oder zu krumm – fiel sie überall auf. Nicht so podencoaffine Menschen fanden sie besonders hässlich (meine Mutter nannte sie spaßeshalber „Kotelettschwein“, weil sie mehr Rippen als üblich vermutete), die anderen waren fasziniert. So oder so wickelte sie alle Menschen und Hunde, die ihr begegneten, mit ihrem unvergleichlichen Charme um die krummen Pfoten und die riesige Römernase. Jeder meiner Hunde und Pflegehunde suchte zuerst ihre Nähe, und sie nahm sie alle bereitwillig unter ihre Fittiche.
Die ersten sieben Jahre ihres Lebens schleifte sie mich durchs Gelände, wie es nur ein Canario kann, bis die ersten Folgen des verbauten Skeletts sie zunehmend bremsten und sie, was lange Zeit undenkbar war, doch noch zu einem guten Freiläufer wurde. Das heißt, solange sie noch einigermaßen laufen konnte. Jahre später gesellte sich zu den Baustellen an Vorderpfoten, Rücken und Hüfte diese sonderbare Lungenentzündung. Ihr Zustand hatte sich auch mit dem Enrofloxacin ganz allmählich verschlechtert, und ewig wäre es sicher nicht mehr gutgegangen, das ist mir klar, ebenso wie die Tatsache, dass eine solche dauerhafte Antibiotikagabe nicht normal und in mehrerlei Hinsicht unglücklich ist. ODILEs vorzeitiger Tod aufgrund eines verfügbaren, aber plötzlich für uns nicht mehr verfügbaren Medikaments war es jedoch umso mehr.
Liebe Podifee
Das tut mir so leid und ich verstehe deinen berechtigten Zorn. Es hat das falsche Tier getroffen und die anderen sollten gar nicht so in Masse gehalten werden …..da wäre noch viel mehr nötig zu ändern.
Liebe Grüße von Helga mit den Podis Dobby und Feli
I’m so sorry for you.